Abbruch

Wir liegen in der Ankerbucht unterhalb des Poseidon Tempels am Kap Sounion. Gestern hatten wir einen 30Meilen Trip am Wind bei 1,5 Meter Welle. Es ist Anfang Oktober und der Meltemi bläst mit für diese Jahreszeit ungewohnter Ausdauer über die Ägäis.

Auch hier in der Bucht kommen noch Böen von 25 Knoten über das Wasser.Wir haben fünf Tage Zeit um nach Naxos zu segeln, ein komfortabler Zeitrahmen. Früh um acht Uhr geht der Anker hoch. Das Schiff ist vorbereitet, wir tragen unsere Westen und sind angegurtet. Noch in der Bucht setzen wir das stark gereffte Großsegel. Mit der halben Genua läuft die Yacht 6,5 Knoten. Nach einer halben Stunde entscheide ich darauf, zurückzukehren. Wind bis zu 37 Knoten und 2 Meter steile konfuse Welle, grünes Wasser an Deck.

Zurück in der Bucht vor Anker sehe ich wie viele der Yachten sich auf die Abfahrt vorbereiten. Leicht gebaute Charterboote, die Crew nur teilweise mit Rettungswesten ausgestattet, machen sich auf den Weg. Eine alte Swan, eine Amel und wir bleiben. Wir sehen wie die leichten Boote in der See springen, einige nur unter Motor. Lediglich eine von ca. zwanzig Yachten kehrt um.

Was lässt die anderen zwanzig Skipper anders entscheiden als ich? Ich stehe zu dem Abbruch, ohne einen Zweifel. Ist der Zeitdruck in einer Charterwoche so groß, dass das Wetter ignoriert wird? Santorin, Hydra, Poros müssen wohl abgefahren werden, das ist ja so geplant.

Ich möchte hier einmal für mehr unverplante Tage in der Törngestaltung plädieren. Zeit, um schwerem Wetter aus dem Weg zu gehen, Zeit für unvorhergesehenes, Zeit sich überraschen zu lassen. Den Gedanken, dass alles planbar sein muss, sollten wir zu Hause lassen. So werden unsere Törns schöner, spannender und sicherer!