Liebe Freunde,

die Yavas Yavas, Crew und Skipper sind sicher in Las Palmas auf Gran Canaria angekommen. Unsere erste Atlantikstrecke. Drei Tage lagen wir in Gibraltar fest. Warten auf ein Wetterfenster gehört halt auch zum Fahrtensegeln. Drei Tage Zeit für Vorbereitungen, Zeit den Affen eine Chance zu geben uns kennenzulernen, Zeit andere Segler zu treffen, die auch den Atlantik vor dem Bug haben. Wir packen die Yavas Yavas voll Lebensmittel und Getränke. Es ist immer wieder beeindruckend, wie der Inhalt von drei großen Einkaufswagen in den Stauräumen der Yacht verschwindet. Katharina, Fredy, Andreas und Frank sind mit mir an Bord. Wir lachen viel und leben gut an Bord. Der Atlantik kann kommen.

So viel habe ich gelesen über die Straße von Gibraltar. Strömungen, chaotische Wellen, Frachtschiffe die die Querung erschweren. Und dann hatten wir eine so entspannte Überfahrt nach Tanger. Bei leichtem Wind nutzten wir die Strömung an der Nordseite des Kanals, kreuzten das Verkehrstrennungsgebiet unter Segeln und laufen nach neun Stunden in der neuen Marina in Tanger ein. Wir erwarteten marokkanisches Chaos, Beamte mit offenen Händen, ungepflegte Hafenanlagen. Wir erlebten eine bestgepflegte Marina, so viele hilfsbereite Marineros und freundliche, professionelle Beamte bei den Behörden. Gut, etwas marokkanisches Chaos hat uns dann doch noch erreicht. Drei Stunden benötigte der freundliche Polizeibeamte um einen Kollegen aufzutreiben, der die einbehaltene Kameradrohne deponiert.

Südwestwind, fünf bis sieben Bft., Regen, das war nicht das Wetter, was wir uns erhofft hatten. So entscheiden wir mit dem Zug für zwei Tage in die alte Königsstadt Fes zu fahren. Was für ein Erlebnis! Ein Labyrinth von Gassen und Gässchen im Bazar. Wir waren sicher nicht die ersten, die mit der Orientierung Probleme hatten (ist halt nicht die offene See….). An jeder Ecke werden wir angesprochen, ob man uns heraushelfen solle. Aber dank Andreas und Open Street Maps haben wir uns alle wieder in unserem Märchenhotel getroffen.

 

Tanger nach Mohammedia. Vier Stunden Wache, vier Stunden frei. Wird es uns langweilig? Werden wir zu wenig schlafen? Wie klappt das mit dem kochen auf See? Ich empfinde die See nie als langweilig. Stundenlang kann ich den Wellen zuschauen. Und dann passiert ja auch ständig etwas. Delfine besuchen uns, Wale kreuzen unseren Weg und ein kleiner Spatz (ich hab ja keine Ahnung, aber für mich sind alle kleinen Vögel die nicht schwimmen können Spatzen) hat sich unsere Yavas Yavas zum sterben ausgesucht. Völlig erschöpft landet er auf unserem Bimini, scheisst alles voll, schläft ein und fällt irgendwann nachts tot ins Cockpit. Wir haben ihm eine Seebestattung zukommen lassen.

Auf See verpasse ich Frank noch das angemessene Atlantik – Outfit. Manchmal ist die Yavas Yavas halt auch ein exotischer Frisiersalon. Wir baden auf dreitausend Metern Wassertiefe. Was für ein Erlebnis. Kochen, essen, lesen, schreiben. Yacht und Crew halten sich besten und so erreichen wir gegen Mittag des nächsten Tages Mohammedia. Wieder treffen wir auf besonders freundliche und hilfsbereite Beamte. Lachend sitzen wir mit Zöllnern, Polizisten, Hafenmeistern und Uniformierten von Behörden, die wir nicht kannten an einem sonnigen Platz vor dem Hafenbüro. Geschätzte fünfundzwanzig ausgefüllte Formulare später wird unser Schiff noch besichtigt. Nicht Alkohol, Waffen oder Zigaretten waren das Ziel der Durchsuchung. In einem ruhigen Moment nahm mich der Chef der Hafenpolizei auf Seite und fragte mich, ob er ein Glas von meinem Honig haben könnte. Konnte er natürlich. Hier wird nicht geschmiert, hier wird geklebt……

Zwei Nächte und einen Casablanca – Besuch später laufen wir zur bisher längsten Etappe aus. Drei Tage und drei Nächte offenes Meer. Die Abläufe spielen sich ein. Bei leichten Winden vergeht die Zeit völlig entspannt. Vollmondnächte, Sonnenaufgänge wie Kunstwerke am Himmel. Der dritte Tag schickt uns dann Regen und mehr Wind. So kommen wir wenigstens gut voran. Unser Ziel war die kleine Insel La Graciosa, nördlich von Lanzarote. Seit Tagen versuchten wir einen Liegeplatz in der dortigen Marina zu reservieren. In strömenden Regen laufen wir ein und erreichen endlich den Hafenmeister auf dem Funk. Trotz offenkundig reichlich freien Plätzen weist er uns ab und verweist auf eine nahe Ankerbucht. So hatten wir uns unser Einlaufen auf den Kanaren nicht vorgestellt. Vor Anker kochen wir lecker an Bord und schlafen eine ganze Nacht durch – endlich!

Die letzten 125 Meilen bescheren uns perfekten Segelwind und Sonne. Zufrieden und etwas stolz laufen wir in Las Palmas auf Gran Canaria ein. Fünf Mitarbeiter im Marinabüro benötigen zwei Stunden um zwei Yachten einzuchecken. Ist halt eine staatliche Marina.
Mit einer wunderbaren Crew hatten wir eine tolle Reise. Ein herzliches Dankeschön an meine tollen Mitsegler.
Und jetzt beginnt es so langsam zu kribbeln. Das Rallyfieber, das Atlantikfieber. Aber das ist dann eine neue Geschichte.

….ach ja, hab ich ganz vergessen:
Wenn Ihr sehen wollt, wo wir so unterwegs sind, ladet Euch einen Shipfinder (Marine Traffic, VesselFinder…) auf das Smartphone und sucht nach „YAVAS YAVAS“.