Die Kuh kifft…!!!

Kühe mögen Gras. So gerne, dass sie es zwei mal genießen. Ihr erinnert Euch gewiss an den Biologie Unterricht. Stichwort: Wiederkäuen. Jetzt ist unsere Kuh nicht ganz normal. Das war sie noch nie. Welche Kuh segelt schon über den Atlantik? Und sie fühlt sich so wohl in der Karibik. Während ihre Schwestern in Europa Schrumpeleuter kriegen von der Kälte, lässt sich unsere Hochseekuh von karibischer Sonne verwöhnen. Hat sie sich ja auch verdient. Jetzt wird die Sache aber etwas komplizierter. Die Kuh ist verliebt! Kenny heißt der Glückliche. Kenny ist ein Rastaman, hilft Seglern die auf St. Vincent ankommen in allen Lebenslagen und betätigt sich hauptberuflich als Farmer.

Kenny der Rastaman

Kenny der Rastaman

Als Petra, Neri, Jan und ich auf unserem Windward Island Törn in die Cumberland Bay einlaufen ist Kenny der erste, der uns mit seinem alten und über-motorisierten Dingi erreicht. Die Haare, seit 15 Jahren nicht gewaschen und geschnitten, sind unter einer Art Stofftasche am Hinterkopf gesammelt und das Dingi macht pro Minute ca. 20 Liter Wasser. „No problem“- Kenny ist permanent tief-entspannt und ein zuverlässiger und freundlicher Helfer. Wir ankern, er befestigt unsere Landleine und bietet uns an, uns am nächsten Morgen in die Nachbarbucht zum Custom- und Immigration – Office zu bringen wo wir einklarieren wollen. Bei einem kurzen Blick in den Mast sehe ich die Kuh. Was für ein Grinsen im Gesicht. Die Augen leicht verdreht, die Zunge hängt aus dem Mundwinkel, das Euter straff gefüllt (das kann aber auch vom Wind kommen…) – oha! Hab ich da etwas nicht mitbekommen?

Kenny verlässt uns, nicht ohne einen kurzen Blick in den Mast zu werfen. Hab ich da ein leises Stöhnen von unterhalb der Backbord-Saling gehört? Oder war das auch wieder der Wind?

Pünktlich (!) um 9.00 Uhr am nächsten Morgen kommt Kenny. Eine ordentliche Tüte im Mund, das Dingi macht immer noch reichlich Wasser und seine Mundwinkel nähern sich den Ohrläppchen. Das habe ich erst mal auf den Joint geschoben. Hätte ich doch mal in den Mast geschaut…..

Auf dem nassen Weg zum Nachbarort erzählt uns unser Rastaman, dass er eigentlich Farmer sei. Gut, wir dachten an Bananen, Mango, Kokosnüsse. Nein, Kenny ist Ganja – Farmer. Er besitzt eine ordentliche Marihuana Plantage, die er liebevoll bearbeitet. Sein Hauptberuf ist, die Bewohner von St. Vincent glücklich zu machen – zumindest vorübergehend. Am Custom Office angekommen erleben wir dann so einen Karibik – Moment. Das Gebäude liegt direkt neben einem Kuhstall und ist nur an den noch teilweise vorhandenen Schildern von diesem zu unterscheiden. Die Öffnungszeiten ignorierend hat sich der Officer wohl anderen schönen Dingen zugewandt. Der Zettel an der Bürotür erinnert mehr an ein Rätsel denn an eine Information. Die freundliche Nachbarin, die mit ihren Kindern an der Hand zur Hilfe kommt, kann den Diensthabenden auch auf seinem Privathandy nicht erreichen. Kenny bedankt sich mit einer Hand voll getrocknetem Gras bei Ihr („prima, da mache ich mir Tee davon“) und wir fahren unverrichteter Dinge zurück zur Yavas Yavas.

 

 

Blick in den Mast. Oh nein! Die Kuh hat Rouge aufgelegt und durch intensive Nutzung ihres Kajalstiftes und das Anbringen von künstlichen Wimpern erinnert sie etwas an Miss Piggy in schwarz-weiss. Kenny scheint es zu gefallen. Die Kuh mag Gras (siehe oben), Kenny hat es. Win win. Ich überdenke für mich die Demontage der Maststufen. Jan, Petra, Neri und ich gehen früh schlafen. Das Meer ist absolut ruhig und alle Yachten liegen bewegungslos vor Anker. Schaukelt die Yavas Yavas etwas? Neiiiiinn das hab ich gewiss nur geträumt. Und auch Kühe haben einen Anspruch auf Privatsphäre.