Lesen

Ich lese. Gerne, viel, mit Genuss und Leidenschaft. Und ich segele. Auch gerne, auch viel und auch mit Genuss und Leidenschaft. Ein neues Buch in die Hand zu nehmen, ist manchmal wie ein Törnbeginn. Erst mal neugierig und gespannt lese ich die ersten Seiten. Gefällt mir der Stil? Manchmal breche ich schon nach 10 oder 15 Minuten ab. Zu sperrig oder zu bemüht wirkt auf mich, was ich gelesen habe. Und manchmal hat die Autorin oder der Autor einen Magneten zwischen den Seiten versteckt. Wie in einem Strudel werde ich in die Geschichte eingesaugt. Ich lese schneller und meine Außenwahrnehmung sinkt deutlich. Und dann gibt es die Momente, in denen ich an einem Wort oder einer Formulierung hängen bleibe. Ich wiederhole den Satz oder drehe das Wort in meinem Kopf hin und her. Und ich denke mir: Warum sind mir solche Worte nicht eingefallen?

Wie viele andere gehe ich mit dem Gedanken an Bord: Wir gehen segeln, da haben wir gewiss ganz viel Zeit zum Lesen. Wenn wir dann den Hafen verlassen haben, die Segel stehen und der Motor stört die Ruhe nicht mehr, wäre ja eigentlich der Moment, das Buch in die Hand zu nehmen. Aber ich muss ja in die Wellen schauen. Und die Genuaschot 3 Zentimeter nachlassen. Da ist noch ein zehntel Knoten Speed drin. War das da hinten nicht ein Delfin, oder doch nur eine Welle? Möchte jemand etwas zu knabbern? Ein Getränk? Das Buch wartet geduldig auf mich. Früher habe ich gedruckte Bücher gelesen. Gewiss 50 Kilo dieser Performancekiller aus Papier berichten von dieser Zeit an Bord. Das ist wie alte Freunde um sich herum haben. Gerne nehme ich diese Bücher noch einmal in die Hand oder empfehle Sie meinen Gästen.
Meine Lesezeit an Bord ist abends. Wenn sich alle zur Nacht in ihre Kabinen zurückgezogen haben, sitze ich im Cockpit. Früher mit Stirnlampe und Lesebrille (ja, ich bin in dem Alter…), ein Getränk auf dem Tisch und meinem Buch in der Hand. Seit einigen Jahren mit meinem E-Reader. Ja, ja, ich weiß, das sinnliche Erlebnis von Papier in der Hand, das gemächliche Umblättern… Das drücken der Lampe auf der Stirn und die rutschende Lesebrille waren auch sinnliche Erlebnisse. Mein Reader hat Hintergrundbeleuchtung und die Schrift stelle ich mir so ein, dass die Brille nicht nötig ist. Unschätzbarer Vorteil des Geräts ist die Verfügbarkeit aller Bücher überall auf der Welt. Wer viel mit dem Boot unterwegs ist, weiß dies und die Gewichtsersparnis auf Reisen zu schätzen.

Lest Ihr auf See? Wann und wo?

Und welches Buch möchtet Ihr nur gedruckt an Bord haben?