…klagen??

Nein, ich habe kein Recht zu klagen. Ich bin bestens versorgt, sicher und ich denke, dass das Infektionsrisiko an Bord und hier im Hafen nicht zu hoch ist. Da macht mir das Leben gerade ein Zeitgeschenk. Fast habe ich Hemmungen zu schreiben, dass ich diese unfreiwillige Pause in meinem sonst ereignisreichen Leben genieße. Warum fällt es so schwer, zu schreiben, dass es mir gut geht? Warum ist es so leicht zu klagen, anzuklagen und nach jemandem zu suchen, den wir für alles verantwortlich machen können, was nicht so gut läuft? Ich verfolge sehr intensiv die Ereignisse in meiner alten und in meiner neuen Heimat (es gibt keinen Plural von Heimat – habe ich gelernt). Die Welt bewundert uns Deutsche für Disziplin und Effizienz, gerade jetzt, wo dies so wichtig ist. Unser Gesundheitssystem ist noch nicht überfordert, und ich habe Vertrauen in die Verantwortlichen in Deutschland, dass sie ihr bestes tun um die Krise zu meistern. Und natürlich machen sie auch Fehler. Wer macht denn keine Fehler?

Hier das klügste, was zu diesem Thema zu sagen ist (manchmal finden andere Menschen meine Worte): FACEBOOK

Und sonst? Aufgestanden, Kaffeepause, Nachrichten gelesen, große Pause (war nötig), Frühstück, Pause, für mich und Euch geschrieben, Pause, Motorraum gereinigt und Standgas eingestellt, Pause, Bugkabine Backbord komplett ausgeräumt (und Schätze gefunden), Pause, geputzt und alles wieder eingeräumt, Pause, den Fischen am Ufer zugeschaut, Pause, geduscht, Pause, gekocht und gegessen, Pause, Film geschaut und erschöpft eingeschlafen. Sind schon schwere Tage hier.
Die Natur ist ja unglaublich. Ich kenne die Marina noch vom vergangenen Jahr. Eine trübe Brühe, ein Hafen halt. Und jetzt, wo sich die Schiffe nicht bewegen: Ein Aquarium! Ich muss gar nicht schnorcheln um die tolle Unterwasserwelt zu beobachten. Nur zwanzig Meter zum Ufer laufen. Aber das schaffe ich noch. Danach kann ich ja wieder Pause machen.