Eberhard..
Und schon wieder erlebe ich Dinge, die ich mir niemals vorstellen konnte. Die Geschichte vom ewigen Wechsel der Gezeiten, von Ebbe und Flut wird ab heute neu geschrieben werden müssen.
Eigentlich wollte ich Euch berichten, wie es um meine Reisevorbereitungen steht. Ich wollte Euch meinen frisch vorgestrichenen Außenbordmotor zeigen, wollte Euch das Nutella-Lager zeigen, wollte erzählen, dass alle Dokumente komplett sind um am Freitag loszusegeln. Von meiner Vorfreude und auch von meiner Spannung wollte ich berichten. Doch dann kam alles ganz anders.
Eberhard tauchte auf. Eberhard der Krebs. Und auftauchen kann man schon wörtlich verstehen. Ich habe es ja hier mit allen möglichen Tieren zu tun. Die Kuh, Herr Pavarotti, DIE TAUBE. All diesen Tieren ist gemeinsam, dass ich sie jeden Tag sehen kann. Was mir aber völlig entgangen ist, ist die Tatsache, dass sich unter Wasser auch so einiges tut. Und ich bin mir sicher, dass Eberhard der Krebs mir die Augen öffnen wollte. Ich komme vom Bäcker zurück an Bord und da sitzt er. Eberhard ist eher ein zurückhaltender Typ, schüchterne und ängstlich. Und trotzdem erwartet er mich auf der Badeplattform. Wie lange mag er schon unter der Yavas Yavas und von ihrem Bewuchs gelebt haben? Ich habe ihn mir genauer angeschaut, und konnte unter seinen schwarzen Knopfaugen kleine Krebstränen entdecken. Jetzt schon. Wie wird das am Samstag erst sein? Wenn der traurige Krebs wirklich heult?
Und dann habe ich verstanden, was er mir wirklich mitteilen wollte. Eines der größten Missverständnisse in der Ozeanografie wird der Schulwissenschaft auf die Füße fallen. Galt doch bisher die Meinung, Ebbe und Flut würden durch den Mond verursacht. Und jetzt kommt Eberhard und öffnet mir die Augen.
Ständig verlassen Schiffe Häfen. Weltweit. Es gibt zig Millionen Krebse. Weltweit. Wenn die jetzt alle weinen, wenn die Schiffe auslaufen, kann der Einfluss dieser gewaltigen Tränenmenge auf die Gezeiten in Zukunft noch ignoriert werden? Ich bin mir sicher, wenn erst geklärt ist, warum Seekühe in der Karibik keine Kokosmilch geben, werden sich die Wissenschaftler auf dieses Feld begeben.
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