Über Dingi – Typen

Ein Dingi ist ein kleines Yachtbeiboot, mit dem man vom Ankerplatz an Land gelangt um all das zu erledigen, was man so braucht. Nein ich will Euch nichts erzählen von Schlauchbooten, Festrumpfbooten oder gar Faltbooten. Ich will von den Typen (in 90% werden Dingis von Männern gefahren) berichten, die hier den ganzen Tag an meinem Ankerplatz vorbeifahren.

Da gibt es die völlig überladenen Schlauchboote, bei denen die Corona bedingte Gewichtszunahme die Oberkante des Bootes gefährlich dicht an die Wasseroberfläche drückt. Die sind mir sehr sympathisch, weil die aus Angst vor dem Untergang schön langsam vorbeifahren. Auch die Familien, die die Kinder und manchmal einen Hund zum Auslauf an Land bringen fahren sehr rücksichtsvoll. Die Kinder und ich winken uns dann zu, bis die kleinen Händchen müde werden (nicht meine…)

Eher anstrengend finde ich die Poser. Männer. Immer. Die fahren stehend. So schnell, wie es der Motor hergibt. Die haben gewiss einen ganz dringenden Termin beim Bäcker. Und eine Stunde später wieder einen am Käseregal im Supermarkt. Und wieder eine Stunde später haben sie die Knoblauchknolle vergessen. Da muss man ja nochmal hinfahren. Und weil sie es so eilig haben, müssen sie ganz dicht an den ankenden Yachten vorbei.

Auch kommen immer wieder Dingis mit dem “Viel-Lärm-um-nichts-Motor“ vorbei. Die höre ich meist bevor ich sie sehe. Oft größere Boote, mit einem Außenborder, dessen Leistung deutlich unter der meines Küchenmixers liegt. Nachdem sie, eine Viertelstunde später, außer Hörweite sind, kann ich die Ohrstöpsel wieder rausnehmen.

Rein optisch mein Favorit ist ein Mann, der täglich mindestens zehn mal in die Marina muss. Sein sehr schnelles Dingi hat eine Mittelbank, die in Längsrichtung eingebaut ist. Der Mann muss gewiss über einhundert Kilo transportieren  – wenn er alleine ist. Wie auf einem Pferd sitzt er so breitbeinig, dass da auch noch locker der Bauch auf der Bank Platz findet. Gerne zeigt er sich auch mit zierlichen Beifahrerinnen, die sich ängstlich von hinten an den Seehelden klammern. Die blondierten Haare wehen dem Mädel ins Gesicht und die nach hinten auswehende Goldkettchen zerkratzt ihre Sonnenbrille.

Ja, mir wird schon etwas geboten, hier an meinem Ankerplatz.