Sizilien und Kalabrien – über Menschen, Tiere und das (fast) leere Mittelmeer

Nach einer ruhigen Nacht in einer Ankerbucht im Süden Sardiniens machen wir uns auf den Weg nach Sizilien. Zu den Ägadischen Inseln genauer gesagt. Eine Inselgruppe westlich von Sizilien, in der die Zeit ein wenig stehen geblieben ist. Kein Wind. Wir motoren den größten Teil der Strecke. Wir haben Zeit. Was für ein Luxus. In Trapani steht nicht nur ein Crewechsel an, es gibt auch einen Platz, an den ich immer wieder gerne zurückkomme. Eine Metzgerei. Nein, das Paradies. Vater und seine beiden Söhne präsentieren das beste, was die sizilianische Küche an Leckereien zu bieten hat. Und wir reden hier nicht nur über Fleisch und Wurst. Erst wenn sich der Gast weigert, auch nur noch eine Olive zu essen, ist der freundliche Metzger zufrieden. Für solche Plätze reisen wir.

Überall bekommen wir einen Liegeplatz. Es gibt so wenige Yachten die wir unterwegs sehen. Und es ist Ferienzeit und Hochsaison in Italien. Wir spüren die Auswirkungen der Corona-Krise.

Palermo. Was für eine Stadt. Leider sehe ich nicht so viel davon. Ich warte auf einen Mechaniker der nicht kommt (die undichte Stopfbuchse hat sich entschieden nicht mehr zu tropfen, da brauchte ich ihn auch nicht mehr) und meine Crew drängt in die nächste Badebucht. Abends erlebe ich einen weiteren Genuss. Mit einem Teil meiner Crew besuchen wir ein Konzert in einem alten Hinterhof. Eine lokale Band spielt und es kommen immer wieder Kinder auf die Bühne, die begeisternd Perkussionsinstrumente spielen. Manchmal möchte man, dass ein Abend nicht aufhört. Für solche Erlebnisse reisen wir.

Einige Ankerbuchten und einige Gemüsegerichte später (ich wusste nicht wie viele Gerichte man mit Auberginen, Zucchini, Tomaten und Knoblauch zubereiten kann) besuchen wir die Liparischen Inseln. Schön, teuer und italienisch-lebendig. Bis hierhin hat sich die Seuche wohl noch nicht rumgesprochen.

Portorosa. Crewechsel. Die schlechteste und teuerste Marina auf meiner Reise. 130 Euro für null Service, keine Duschen, keine Toiletten. Wir warten 3 Stunden auf unsere Lebensmittellieferung und  1,5 Stunden auf eine simple Pizza. Da bin ich froh, geduldige und humorvolle Gäste zu haben. Sizilien, Kalabrien, Apulien – für jede Provinz müssen wir im Internet Formulare ausfüllen und uns selbst für gesund erklären. In der Praxis interessiert das niemanden.

In einer Ankerbucht in Kalabrien sehen wir ein Tier im dunkeln auf unser Boot zu schwimmen. Ungebremst stößt es auf unsere Bordwand. Bis wir eine Lampe geholt haben zappelt auch schon etwas auf unserer Badeplattform. Ein Fasan! Eigentlich kein Tier das schwimmt. Der Kerl war auch recht erschöpft und froh einen trockenen Platz gefunden zu haben. Was macht man mit einem Fasan an Bord??? Zurück ins Wasser? Da hat er keine Chance. Die ersten Rezepte werden gegoogelt. Ich dusche ihn erst mal mit Süßwasser und gewähre ihm für die Nacht Asyl. Zum Dank scheißt er uns auf die Badeplattform und verschwindet grußlos am Morgen. Hatte wohl einen dringenden Termin.

Richtig interessant werden meine Reisen erst durch meine Gäste. Offen für das was kommt, neugierig und genussfähig. Da kann jeder Tag zu etwas besonderem werden. Wer mit festen Plänen und Erwartungen an Bord kommt wird all die großen und kleinen Dinge nicht erleben. Die Dinge, für die wir reisen. Ich freue mich auf all die tollen Menschen, die mit der Yavas Yavas und mit mir die Welt entdecken wollen. Im nächsten Jahr in Griechenland und Albanien.

 

…falls Ihr nun auch Lust habt…meldet euch 😉