Verliebt und glücklich

Segeln hat so viele Aspekte, so viele Seiten, dass es wohl niemals langweilig wird. Und so viele unterschiedliche Seglerinnen und Segler es gibt, so unterschiedliche Betrachtungsweisen gibt es. Ob es die Schiffstechnik ist, Regeln und Bräuche, Regattasegeln oder die genussvolle Nacht in der ruhigen Ankerbucht, anspruchsvolle Hochseetörns oder der Tag mit der Jolle auf dem Baggersee. Ich reise gerne mit meiner Yacht und mit Menschen, die zu mir an Bord kommen.

Dieses Jahr bin ich wieder in Griechenland unterwegs. In den Sporaden genauer gesagt. Und ich habe mich in dieses Revier verliebt. So viele schöne Plätze und selbst in der Hochsaison haben wir immer noch eine ruhige Bucht gefunden. Lebendige Hafenstädte und fast einsame Inseln. Der Meltemi bläst hier noch nicht so stark wie in der Ägäis.

Gestern Abend waren wir in Oreoi, einem kleinen Ort südlich des Ausgangs des Volos-Golfes. Der kleine Hafen bietet Schutz, Strom und Wasser und alle Versorgungsmöglichkeiten. Direkt neben dem Hafen ein Strand und entlang der Mole eine Straße mit Tavernen, Cafés und Bars. Griechenlandüblich wird diese Straße abends für den Verkehr gesperrt und ist frei für das pralle griechische Leben.

Eine Prozession aus Lebensfreude zieht an uns vorbei – und nimmt uns mit. Kleine Jungen ärgern kleine Mädchen, kleine Mädchen ärgern kleine Jungen und keiner hat angefangen. Entspannte Männer zeigen stolz Ihre schönen Frauen, schöne Frauen entspannen in ihren schönen Kleidern. Die Zuckerwatteberge sind grösser wie die Kinder die sie tragen. Die Tische fassen kaum die aufgetragenen Leckereien. Kellner rennen um den Nachschub an kühlem Wein und Meeresfrüchten sicherzustellen. Wir sitzen mitten in diesem fröhlichen Chaos und es spielt keine Rolle, dass wir die einzigen Menschen hier sind, die nicht aus Griechenland kommen. Wir sind glücklich. Und für diese Momente reise ich mit meiner Yacht “Yavas Yavas “.

Nachts sitze ich im Cockpit und schaue auf den ruhigen Hafen.
Morgen darf ich wieder segeln.