Von Boatboys, Riffbars, tropischem Regenwald und Glück im Unglück…

Wir liegen in Point A Pitre auf Guadeloupe. Tolle Insel, tolle Marina und heute ist auch noch Straßenkarneval. Geplant war das alles nicht. Die Yavas Yavas liegt ohne Motor am Steg. Der befindet sich in den guten Händen von Steve, einem begnadeten Mechaniker. Aber davon später mehr.

 

„Welcome in paradise“ – das ist das erste was wir von den Boatboys zu hören bekommen, wenn wir eine Bucht anlaufen. Wie viel wurde uns erzählt von aggressiven Boatboys, von Kriminalität und unfreundlicher Abzocke. Wie viel Unsinn wurde uns erzählt. Natürlich ist nicht jeder gleich freundlich. Es soll ja auch unter Seglern gelegentlich Brummbären geben. Unsere Erfahrung nach 10 Wochen in der Karibik ist durchweg positiv. Am Bucheneingang, oft schon weit draußen auf dem Meer kommen uns die bunt bemalten und über motorisierten, kleinen Boote entgegen. Hilfe bei der Befestigung der Muring, Landausflüge, frischer Fisch, Obst oder ein Abendessen bei Mama – jeder bietet an, was er glaubt was gebraucht wird. Wir suchen uns den jeweils nettesten aus und lassen uns zu einer Muringboje begleiten. Die anderen Boatboys respektieren das und drehen ab auf der Suche nach dem nächsten Segler. Natürlich bekommt unser Helfer etwas für seinen Service. Ein gemeinsames Bier im Cockpit, etwas plaudern über die Insel, die Bucht und die Pläne für den nächsten Tag. Jerome, Big Mike, Kaptain Kojek oder Kenny (ja, das ist der Cannabisfarmer in den sich unsere Kuh verliebt hat) organisieren frisches Brot zum Frühstück oder Landausflüge. Und die vielen Anbieter von Obst, Gemüse oder Fisch, die mit den kuriosesten, schwimmenden Untersätzen bei uns festmachen akzeptieren ein freundliches „nein“ wenn wir nichts benötigen. Ein Lächeln, ein Bier, ein kleines Gespräch und wir haben nette und respektvolle Menschen kennen gelernt.

Zehn Wochen Karibik. Zeit für eine kleine Zwischenbilanz. Anfangs war ich noch etwa skeptisch. Da schlich sich schon etwas Heimweh nach dem Mittelmeer in den Hinterkopf. Jetzt, nach einigen wunderschönen Törns fange ich mich langsam an für das Revier zu begeistern. Es ist ein Revier für Segler! 2 Wochen von Martinique nach Grenada und nur 6 Motorstunden auf der Uhr. Der Passatwind ist der beste Motor. Und ja, es gibt diese Plätze, die jedes Karibik – Klischee bestätigen. Weißer Sand, Palmen, klares, türkisfarbenes Wasser, schnorcheln in kristallklarem Wasser, die kleine Bar auf dem Riff – und ich kenne jetzt einige von diesen Plätzen.      

Union Island. Eine grüne Insel mit herrlichen Stränden. Top Spot für Kitesurfer. Kleine Restaurants, Bars, Läden und alles so bunt angemalt. Direkt davor liegt Happy Island. Eigentlich ist das keine Insel. Ein Sandhaufen auf einem Riff, darauf drei Palmen und eine Bar. Nur mit kleinen Booten erreichbar. Hier treffen sich die Segler zum Sundowner. Musik und Cocktails und wenn der Wirt genug geraucht hat, greift er selbst zum Mikrofon. Kitesurfer rasen auf uns zu. 2 Meter vor der Bar heben sie ab, zeichnen Figuren in den roten Abendhimmel und landen sicher auf der anderen Seite der kleinen Insel.

 

 

 

 

Die Tobago Keys. Noch mehr Karibik geht nicht. Geschützt von einem Riffgürtel liegt eine Gruppe von kleinen Inseln. Palmen und weißer Sand. Wir schnorcheln mit Mantas und Schildkröten. Abends werden Lobster am Strand gegrillt. Die Füße im Sand, die Sterne zwischen den Bäumen, karibische Musik. Wir genießen den Abend.

Aber es gibt auch die Karibik für Entdecker und Naturliebhaber. St. Lucia, St. Vincent, Domenica. Inseln mit tropischem Regenwald, atemberaubender Natur und herrlich erfrischenden Wasserfällen. Gerne zeigen uns die lokalen Fahrer ihre Insel. Manche Erlebnisse müssen wir uns erst verdienen. Ein Stunde gehen und klettern wir durch dichtes, tropisches Grün. Wie schön ist es dann, den Wasserfall zu erreichen, der sechzig Meter frei die Felswand herunter rauscht. Keine Dusche der Welt kann erfrischender sein. Schon jetzt freue ich mich auf die nächste Saison.

Mit Neri, Renate und Klaus bin ich auf dem Weg nach Norden. Jeden Tag ein Platz, den ich noch nicht kenne. Fast jeden Tag. Auf den Iles des Saints, einer Inselgruppe südlich von Guadeloupe (ein weiteres Paradies) prüfe ich gewohnheitsmäßig den Motorölstand. Eine unangenehme Überraschung. Der Ölpegel befindet sich am unteren Ende des Peilstabes. Mein Motor hat seit seiner Generalsanierung in der Türkei praktisch kein Öl verbraucht. Da die Bordnetz – Batterien auch ausgewechselt werden müssen, entscheide ich nach Pointe-a‘-Pitre auf Guadeloupe zu segeln. Mit frisch aufgefülltem Motoröl machen wir uns auf den Weg. Kurz vor dem Hafen warnt mich die Kontrolllampe erneut vor zu geringem Öldruck. Höchste Zeit für einen Motorcheck.

Auftritt Steve Williams. Ein junger Mann aus Domenica, Vater von 3 Töchtern und ein hervorragender Mechaniker. Zehn Minuten und er hat unser Problem erkannt. Es gibt einen Schaden an den Kolbenringen und so gelangt das Öl, das eigentlich unsere Maschine schmieren sollte in den Külwasserkreislauf. Scheiße! Das bedeutet Motor ausbauen, feststellen welche Teile benötigt werden, diese Teile nach Guadeloupe bringen, alles einbauen und den Motor wieder an Bord montieren. Dies ist natürlich nicht in 2 Tagen erledigt. Steve demontiert alle Aggregate vom Motorblock, wir ziehen die Yavas Yavas mit Leinen in die Kranbox der Motor verlässt seinen angestammten Platz und landet sicher in Steves Werkstatt. Glück im Unglück: Wir liegen in Guadeloupe. Es gibt eine Marina in der wir sicher liegen. Wir haben Steve gefunden. Alle benötigten Ersatzteile sind innerhalb 3 Tagen eingetroffen. Wir haben Zeit. Guadeloupe ist eine richtig schöne Insel. Meine Crew ist geduldig und genussfertig genug um aus diesem ungeplanten Aufenthalt ein paar schöne Urlaubstage zu machen. Voller Spannung warten wir auf den Montag. Dann soll der Motor in der Werkstatt probe laufen und anschließend hoffentlich eingebaut werden.

Ich nutze die freie Zeit um mich mit der Planung für 2020 zu beschäftigen. Ab Januar wird die Yavas Yavas 2-wöchige Karibik-Törns fahren. Martinique – Grenada, Grenada – Martinique, Martinique – Guadeloupe – Martinique, Martinique – Antigua, Antigua – BVI’s, BVI’s – BVI’s. Genaue Termine bekommt Ihr noch. Und ab Mai nach Amerika? Ich hab riesige Lust darauf die amerikanische Ostküste mit Euch zu erkunden. Über die Bahamas nach Norden, mit dem Golfstrom Richtung New York. In der Sommerferienzeit können wir Familien-Urlaubs-Törns ab New York unternehmen. Kinder fahren natürlich immer noch zum halben Preis mit. Eine Woche an Bord in New York leben und diese unglaubliche Stadt erkunden, dann eine Woche im Long Island Sound segeln….. wäre das was für Euch? Bitte schreibt mir, wenn Ihr Interesse habt, Amerika mit der Yavas Yavas zu besuchen. (auf Buchungen bis zum Juli 2019 bekommt Ihr 10% Rabatt auf den Törnpreis – das hilft mir natürlich frühzeitig zu planen)