Über rote Köpfe, die Ästhetik von neu verkabelten Batteriebänken und die Vermeidung von Fehlern während der Werfttage

Im vergangenen Sommer besegelte ich mit einer netten Familie den Golf von Euböa westlich von Athen. Genauer gesagt motorten wir, denn es war absolut kein Wind. Mitten im Golf – und mitten in einem Fahrwasser für die Berufsschifffahrt (hey, das schreibt man wirklich mit 3 „f“) – stirbt unser Motor ab. Das hat er noch nie getan! Mehrere Anlass- versuche und das Entlüften des Treibstoffsystems bringen ihn auch nicht dazu seinen Streik zu beenden. Dann kam, was kommen musste: In der Ferne taucht ein großes Frachtschiff auf. Der berühmte Fußballphilosoph Andy Möller hat für solche Situationen den Satz geprägt:“Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu“. Über Funk rufe ich den Frachter an, um Ihn über unsere Situation zu informieren und ihn zu bitten uns heute nicht zu überfahren. „Don’t worry I will take care of you“ brummt eine tiefe freundliche Stimme aus meinem Lautsprecher und in einem eleganten Bogen umfährt uns das Schiff. Puuuh – das muss ich nicht wieder haben. Ein Windhauch bringt uns zum kleinen Dorf an der Küste, wo wir vor Anker gehen. Eine verschwitzte Stunde später ist die Ursache des Motorproblems gefunden. Auf einer griechischen Ägäisinsel habe ich wohl schmutzigen Diesel getankt. Der Vorfilter war völlig verstopft von schwarzem Schleim. Reinigen, weiterfahren, auswechseln. Jetzt ist alles wieder gut.

Aber ich lerne ja auch jeden Tag etwas dazu. Der Badener sagt: „Mer kann garnet so dumm denke wie es komme kann“. Also habe ich jetzt immer eine Auswahl an Ersatz- filtern / Keilriemen / Impeller / Dichtungen….. an Bord (hatte ich eigentlich schon vorher, aber genau diesen Filter nicht).

Ich lese. Gerne und reichlich. Nur habe ich im Augenblick keinen Sinn für Literatur. Wie ein Staubsauger sammele ich während der Werfttage alles was ich zum Thema Langfahrt unter Segel finden kann. Nicht jeder Segler ist auch gleich ein Schriftsteller, aber ich habe den Eindruck, dass jeder Segler, der mehr als 20 Meilen am Stück segelt ein großes Mitteilungsbedürfnis hat (ja, ja, da schließe ich mich ausdrücklich mit ein). Aber lernen kann ich von all diesen Berichten immer etwas. Was kaputt gehen kann, geht auch kaputt – und immer dann, wenn man es am wenigsten braucht. Das geht wohl allen Seglern so. Also versuche ich jetzt, wo ich Zeit und die Möglichkeit habe, so viel wie es geht an der Yavas Yavas zu optimieren. Neue Wanten und Stage, eine komplette Motorsanierung, Segel überarbeiten lassen, Energieversorgung optimieren – da gibt es schon so viele Punkte auf meiner To-do-Liste mit einem Haken dahinter. Und dann gibt es die Dinge, die kein Mensch sieht und die so wichtig sind. 2 Tage lang haben wir Kabel neu verlegt, isoliert, erneuert. Starke Leitungsquerschnitte und gut verpresste Kabelschuhe, geschützt von Schrumpfschläuchen sollen verhindern, dass unsere Bordelektrik im falschen Moment ausfällt. Nach 2 schweißtreibenden Arbeitstagen stehe ich vor meiner Batteriebank, schaue sie an und freue mich. Wisst Ihr eigentlich, wie schön so eine Verkabelung ist? Wieder ist einer der langen arbeitsreichen Werfttage vorbei.

Werfttage

Verkabelung Batterien

An Bord der Yavas Yavas gibt es seit vergangenem Jahr ein Kinderschlauchboot. Helmut. (Das hatten wir am Tag als Helmut Kohl gestorben ist gekauft. Da lag die Namens-gebung nahe – so rund und manchmal aufgeblasen…) Viele Väter, die mit ihren Familien an Bord kommen, haben Helmut für ihre Kinder aufgeblasen. So viele dicke Backen und rote Köpfe habe ich im letzten Sommer gesehen. Unsere Luftpumpe hat einen ganz anderen Ventilanschluss – dachte ich. Und jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich Abbitte leisten muss bei all diesen tapferen Vätern, den Helden ihrer Kinder. Es gibt diesen Ventilanschluss! Beim Ausräumen der Yacht auf der Werft habe ich den im Kartentisch gefunden, wozu Werfttage doch gut sind. Da haben einige Väter jetzt ein Bier bei mir gut.

Ach ja, wenn Ihr Lust habt, kommt doch an Bord! Wenn ich so die Angebote von den vielen Mitsegelyachten lese, denke ich, da ist ja gar kein Platz mehr auf dem Meer, weil da überall Seelen baumeln….. Ihr könnt auch ganz einfach nur Spaß haben. Jeder auf seine Weise. Es gibt gelegentlich noch freie Kojen auf der Yavas Yavas.

 

Werfttage

Sonnenuntergang auf dem Meer